„Step 1" (l.) gibt den Überhang nach B(aerwald), L(öfgren) oder S(tevenson) vor, in „Step 2" (M.) wird
die Kröpfung am entsprechenden Buchstaben so eingestellt, dass der Nadelträger mit den Hilfslinien
fluchtet, und „Step 3" (r.) zeigt, ob der innere Nulldurchgang - und damit die Armgeometrie - korrekt ist
Technische Begriffe:
R = Plattenradius LP
PS = Achsenabstand
O = Überhang
L = effektive Länge
beta = Kröpfung
K = Konstruktionskonstante
Analog-Spezialist
Dr. Christian Feickert
Tonarmgeometrie im Detail
jed em D reh er liegt eine S chablone aus
Pappe, Plastik oder M etall bei, die eine
m öglichst unverzerrte Schallplattenw ie-
dergabe zum Ziel haben. Für O tto N o r-
m alhörer ist es okay, diese sorgfältig anzu-
w enden und sie danach bis zum nächsten
A btastereinbau sicher abzulegen.
W er die Sache ern ster n im m t, findet
irgendw ann heraus, dass nicht alle Schab-
lonen dieselben P unkte em pfehlen. U n d
w ie überall im H iFi-B ereich, w o etwas
nicht ganz eindeutig ist, gibt es Verfechter
der einen oder anderen Einstell-„Lehre“.
W er dabei R echt hat? Alle u n d keiner,
d en n w er viele extrem w eit zu m Label
hin geschnittene Klassik-Scheiben besitzt,
die oft gerade d o rt, w o sich die M usik
am d ich testen d rän g t, laute, kom plexe
Passagen haben, w erden vielleicht eher
auf eine m öglichst saubere A btastung des
Innenbereichs hin justieren als H örer von
P latten m it breiter A uslaufzone.
Drei Kurven - eine Schablone
D am it m an n icht m it m eh reren Schab-
lonen h antieren m uss, um eine der drei
K urven einzustellen, bietet D r. C hristian
F eickert A nalogfans sein en k n ap p 200
Euro teuren „Protractor“ an, ein exakt aus
A lum inium teilen gefertigtes u n d präzise
beschriftetes W erkzeug zur A btasterein-
stellung nach B(aerwald), L(öfgren) oder
eben S(tevenson).
D ass es ü b e rh a u p t diese D iskussion
gibt, liegt daran, dass w ir unsere tan g en -
tial, also auf gerader Linie geschnittenen
V inylscheiben m ithilfe von D re h to n a r-
m e n abtasten . D eren K rö p fu n g , ergo
die A b w in k elu n g des H eadshells vom
A rm ro h r, sorgt zw ar dafür, dass der so
g enannte S purfehlw inkel des N ad elträ-
gers zu r Rille selbst bei
d en g eb räu ch lich en k u r-
z e n
N e u n -Z o ll-A rm e n
in n e rh a lb
ein es
Z w ei-
G rad-Bereichs bleibt, doch
d en N u llp u n k t d er T a n -
gente trifft d er A b taster
au f seinem W eg ü b er die
Scheibe n u r zwei M al, und
die Justage b estim m t d a -
rüber, an w elchen Stellen
dies der Fall ist.
D ie aktuelle, in ih re r
G e n a u ig k eit g esteig erte
sow ie in d er B ed ien u n g
vereinfachte „N ext G en eratio n “ des P ro -
tracto rs ist ebenso sim p el w ie effektiv
h an d h ab b ar. V o r d em E insatz m üssen
seine Teile in ein an d erg esetzt u n d v e r-
schraubt w erden, w obei der dünne, m it
einer M illimeterskala versehene Stab sam t
seines Stahlstifts am Ende in dem direkt
auf der Schablone fixierten Profil sitzt.
Sind Sie schwach in M athe? Kein P rob-
lem , denn n u r w er will, hat hier anhand
der Skalenwerte was zu rechnen. G ru n d -
sätzlich stellt der P rotractor näm lich die
notw endigen G rundbedingungen für die
Justage an h an d der Tellerachse, au f die
er gesetzt w ird, u n d d em L agerm ittel-
p unkt des T onarm s her, auf den zunächst
die Spitze des in der H öhe verstellbaren
M etallstifts w eisen m uss.
Als ob es der „Clarify“-A rm des für die
Fotos verw endeten C learaudio-P latten-
»Alles nur graue Theorie? Beim
Experimentieren mit der Justage des
Abtasters merkt man schnell, wie
Geometrie und Klang korrelieren.«
spielers „Perfom ance D C “ geahnt hätte,
dass w ir ih m m it Feickerts P rotractor zu
Leibe rücken w ürden, hat er oberhalb sei-
nes D rehpunkts ein kleines Loch. Perfekt!
D en b eilieg en d en M M -T o n a b n e h m e r
h atten w ir ehem als nach der Schablone
des fränkischen H erstellers eingebaut, die
aus gutem G rund Baerwald vorgibt (siehe
un ten ), wie w ir noch sehen w erden.
4/2014 STEREO 73